Die Unicorns-Ikone Siegfried Gehrke hat im Haus der Vereine auf dem roten Sofa Platz genommen. Die Gäste erfahren viel Persönliches vom Meistertrainer

 

Ob er verborgene Talente hätte, wird Siegfried Gehrke am Dienstagabend bei der Gesprächsrunde „Das rote Sofa“ gefragt. Er könne sich vorstellen, dass er ein guter Golfspieler sein könnte, antwortet die Unicorns-Legende. Was folgt, ist die Probe aufs Exempel. Gehrke muss einen Football mit einem Golfschläger in einer silbernen Schüssel versenken. Drei Versuche habe er, sagen die Moderatoren Marcel Miara und Martin Weis. Gehrke verfehlt knapp. „Im Football hat man aber vier Versuche“, wendet das Publikum ein. Und prompt lupft der ehemalige Head Coach der Haller Footballer quasi im vierten Down das „Ei“ in die Schüssel. Die rund 30 zumeist Football-affinen Gäste im Haus der Vereine klatschen Beifall. Gehrke freut sich, da er wegen seines Treffers die Unicorns-Hymne „Touchdown Unicorns, bring it home“ nicht selbst singen muss, sondern die Besucher den Song für ihn intonieren.

Genauso souverän wie die sportlichen Spiele meistert der Protagonist des Abends die Fragerunden. Gehrke erzählt anekdotenreich und anschaulich über sein Leben, angefangen von seiner manchmal rauen Kindheit in der Stadtheide („Da wohnten nicht die kultiviertesten Haller“) bis zu dem Umstand, dass er eigentlich Sportjournalist werden wollte und erst während seines Lehramtsstudiums Gefallen am Pädagogen-Beruf gefunden hat.

Frau mit 16 kennengelernt

Seine erste Liebe war gleichzeitig seine große Liebe, erzählt Gehrke. „Ich habe meine Frau mit 16 Jahren kennengelernt“, sagt der 52-Jährige. Standesamtlich geheiratet haben er und Elke Müller im April 1992, die kirchliche Trauung folgte im August. „Wir wollten beide unsere Namen behalten, aber das ging lange Zeit nicht. Das Gesetz wurde erst im April 1992 geändert“, schildert Gehrke den Grund für den Hochzeitstermin.

Wie viele Menschen musste Gehrke auch Schicksalsschläge im Leben verarbeiten. Als er 14 Jahre alt war, brannte das Elternhaus in der Stadtheide ab. „Ich war beim Fußballtraining bei der SSV in der Heimbachsiedlung. Von dort habe ich die Rauchsäule gesehen. Als später klar war, dass es unser Haus war, blieb mir nichts mehr außer der kurzen Hose und dem Trikot, das ich an hatte.“ Die Familie zog übergangsweise in die alte Spinnerei, bis das zerstörte Haus wieder aufgebaut war. Auch der frühe Tod des Vaters nach einer Herztransplantation und die Behinderung des zweiten Sohnes waren Einschnitte im Leben Gehrkes.

Das Thema Football und Unicorns nimmt während der kurzweiligen zwei Stunden den meisten Raum ein. Der schönste Moment seiner Laufbahn sei der Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft im Jahr 2011 gewesen, weil die Haller als Außenseiter in einem dramatischen Spiel gesiegt hatten. Der langjährige Head Coach erinnert sich auf dem Sofa auch an die Anfangsjahre Mitte der 80er, als die Footballer mit wenig Geld anfangen mussten. „Im Vergleich zu damals ist der Etat heute um den Faktor 50 oder 60 höher. Das hat mit der Entwicklung zu tun. Wir sind jetzt die Sportart Nummer 1 in der Stadt. Wir sind langsam gewachsen, weil wir uns in jedem Jahr in einem Bereich verbessern konnten.“

Football-Training hautnah

Der Erfolgstrainer schlüpft auch bei der Gesprächsrunde in seine Lieblingsrolle und gibt einen praktischen Football-Exkurs. Da fliegt dann auch mal ein Ball, den Gehrke auf Marcel Miara wirft, quer über Tische und Gäste hinweg durch den Saal. Der Fachbereichsleiter der Haller VHS beweist sportliches Talent und fängt den Pass: Touchdown Miara, quasi. Aber auch das Tackling, also das Umreißen des Gegners, will gelernt sein, wie Gehrke im Zusammenspiel mit Martin Weis demonstriert.

Kanadier als Namenspate

Aber warum heißen die Unicorns eigentlich Unicorns? „In der Gründungsphase hat ein Kanadier, Philip Roth, im Team gespielt. Er hat immer davon geträumt, in einem Team aufzulaufen, das Unicorns heißt. Die anderen fanden das zunächst blöd. Aber weil man sich nicht auf einen Namen einigen konnte, hat man sich an seinen Vorschlag erinnert“, plaudert Gehrke aus dem Nähkästchen. Und die Teamfarbe Grün wählte die Mannschaft aus praktischen Gründen. Gehrke: „Wir hatten am Anfang nur Geld für einen Trikotsatz, also konnten wir uns keine Auswärtstrikots leisten. Deswegen haben wir die anderen Teams in der Liga angerufen und nach ihrer Farbe gefragt. Grün hatte keiner.“

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Ein Lehrer an der Seitenlinie

Siegfried Gehrke ist Jahrgang 1965, verheiratet und hat zwei Söhne. Der in Schwäbisch Hall geborene Gehrke hat das Abitur am Gymnasium bei St. Michael abgelegt. In Heidelberg studierte er Englisch und Sport auf Lehramt, danach absolvierte Gehrke noch eine Fortbildung zum Ethiklehrer. Der 52-Jährige unterrichtet an der Kaufmännischen Schule in Hall. 1983 gründet er die Football-Abteilung der TSG Hall mit, 26 Jahre lang führt der Haller die Unicorns als Head Coach an. Nach dem Ende der vergangenen Saison gab er das Traineramt an Jordan Neuman ab.

   
   
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